Watzmann – Königstour der Berchtesgadener Alpen in einem Tag

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Watzmann – Königstour der Berchtesgadener Alpen in einem Tag

Der Watzmann, eine wahnsinnig schöne, aufregende, intensive Tour. Sie gilt als die Königstour in den Berchtesgadener Alpen. Ich hatte sie schon lange auf dem Wunschzettel und mir in den Kopf gesetzt sie an einem Tag zu laufen. Die meisten wandern am ersten Tag zum Watzmannhaus und vollziehen am zweiten Tag die Überschreitung. Irgendwie schlauer ;o)! Diesmal hatte ich das Vergnügen mit Dominik und Markus zwei richtige Bergziegen dabei zu haben, die mich gut motivierten. Wir trafen uns am Vorabend zur Lagebesprechung für die Tour. Neben unserem Tisch spielte eine bayerische Blaskapelle, so dass wir kaum unser eigenes Wort verstanden.

Los ging es um kurz nach 4 Uhr morgens am allseits bekannten Watzmann Parkplatz. Wir hatten perfekte Wetterbedingungen: den ganzen Tag über nicht zu heiß und auch der Wind war größtenteils ok. Der Weg ging relativ steil nach oben, d.h. mein Puls wurde schnell in die Höhe getrieben. Puh! Wir liefen mit Stirnlampen, was eine eine angenehme, schöne Atmosphäre erzeugte. Während wir immer mehr Höhenmeter absolvierten, ging am Horizont die Sonne auf! Wahnsinn, was sich da für Blicke auftaten. Beim Gedanken daran bekomme ich jetzt schon wieder Gänsehaut. Wir waren sehr zeitig dran – sogar die Kühe schliefen noch. Der anfängliche Schotter-Kiesweg ging in einen wunderschönen Steig über, der sich Kehre um Kehre nach oben schlängelte – ein Träumchen. Nebenbei stieg die Sonne immer höher und es war eine gigantische Fernsicht. Ich finde, dass es kaum etwas Schöneres gibt als Sonnenauf- oder -untergänge in den Bergen. Selbst das Meer kann da nicht mithalten.

Nach einer kleinen Treppe kamen wir am Watzmannhaus an, welches man schon vom Tal aus sehen konnte. Es thront majestätisch auf einem Vorsprung unterhalb des Hochecks. Als wir um die Ecke kamen, sahen wir schon die ersten Karawanen in Richtung Hocheck, dem Einstieg zum Grat. Irre was da los war! Jetzt gab es erst einmal einen Kaffee und die erste Holderschorle des Tages. Die Ausblicke von der Terrasse der Hütte waren wirklich beeindruckend. Ich kann diese Bergpanoramen einfach in mich aufsaugen und alles andere ausblenden. So schön! Die Hütte ist auf jeden Fall in der engeren Auswahl für die jährliche Hüttentour mit den Kindern.

Gegen 7:15 Uhr starteten wir weiter in Richtung des ersten Gipfels, dem Hocheck. Und der Weg hatte es in sich. Gute 700hm auf knapp 3km verteilt durch eine beeindruckende Felslandschaft. Das Schöne ist, das man fast nie alleine am Berg ist und da ich ja bekanntlich nicht auf den Mund gefallen bin, quasi jeden am Berg grüße und auch gerne in ein Gespräch verwickle, merkte ich schnell, dass die meisten – im Gegensatz zu uns Verrückten – von der Hütte gekommen waren. Am Hocheck selbst angekommen war schon ordentlich Betrieb. Viele machten sich für den Grat fertig und zogen ihre Klettersteigsets an. Es gab aber auch genug, die nur auf den Hocheck hoch- und dann wieder abgestiegen sind. Der Ausblick war auch von hier nicht so schlecht. Nach einer kurzen Rast, Nahrung aufnehmen und trinken, marschierten wir weiter.

Zu dem Grat muss man wirklich sagen, dass es kein klassischer Klettersteig ist. Es gibt viele Gehpassagen, Kletterstellen (ich würde sagen max. I+) und etwas ausgesetzte Stellen. Ich empfand es nie als wirklich zu schwierig oder fordernd. Wir trugen zwar unsere Sets, setzten sie aber nie ein. Man sollte auf keinen Fall ein Problem mit Höhe haben ;o). Markus lief vorweg, ich in der Mitte und Dominik zum Einsammeln am Ende. Der Steig war am Anfang gleich versichert und hatte ein bisschen mehr Gehgelände – in meinen Augen also ein sanfter Einstieg. Das erste Ziel war die Mittelspitze. Man sah sie aus der Ferne und sie kam zum Glück auch schnell näher. Es war ein sehr schöner, intensiver Weg. Unterwegs trafen wir auf mehrere Leute, die gemerkt hatten, dass sie sich mit der Tour übernommen hatten und die umkehren mussten. Man trifft aber auch einige, die nicht gemerkt hatten, dass es zu viel war und die Tour durchziehen wollten. Einerseits Respekt davor, aber gut war es aufgrund der Ausgesetztheit und des damit verbundenen Verletzungsrisikos nicht. An der Mittelspitze legten wir eine kurze Pause ein. Ich empfand, dass wir ein wunderbares Tempo hatten und so auch die Natur genießen konnten. Ob die Trailrunner (!) dies auch konnten, weiß ich nicht. Ein junger Kerl wollte die Runde in 5 Stunden laufen -wohl gemerkt von unten. Ob er es geschafft hat, weiß ich allerdings nicht.

Weiter ging es in Richtung des dritten Gipfels, der Südspitze. Ich kann kaum beschreiben, welche faszinierenden Blicke, Wegführungen, Eindrücke ich gesammelt habe. Der zweite Abschnitt hatte mehr Kraxelstellen, insbesondere Abklettern war mit dabei. Das Klettersteigset war auch hier nicht notwendig. Dies soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich die ganze Zeit sehr konzentriert unterwegs war. Vor dem letzten Gipfel ging es erst noch einmal etwas abwärts, um die Wetterstation herum, bevor es noch einmal fies wurde. Es ging steil nach oben auf die Südspitze. Ich musste mich ziemlich quälen, ich glaube Dominik musste ähnlich schnaufen. Und Markus? Tja, der ist halt hochgegangen. Bewundernswerte Ausdauer! Auf dem Gipfel war es vor allem eins…voll! Sehr voll! Wir setzten uns etwas abseits an den Rand und machten eine Vesperpause. Es stand ja noch der „gefürchtete“ Abstieg bevor.

Wir waren sehr entspannt, da wir super in der Zeit lagen. Nun ging es in wirklich anregender Kraxelei, max UIAA I+ rund 300hm abwärts. Zwischendrin gab es immer wieder Seilversicherungen, die es etwas erleichterten. Ansonsten ging es für uns nur noch steil bergab. Am Ende der Kraxelei standen wir am gefürchteten Schotterfeld. Dieses war steil und zog sich ewig hin. Aber es war ja gut gespurt und sah nicht wirklich wild aus, Dominik. Oh man, da hatte ich mich ordentlich getäuscht. Ich war sehr dankbar und froh, dass ich Stöcke dabei hatte. Es war schon ein Gerutsche und Gefluche (von mir). Zwischendrin gab es immer wieder entspannte Passagen und auch Kletterstellen. Die Ausblicke ließen einem den Atem stocken. Wahnsinn! Leider konnte ich auch sehen bereits das Ziel sehen, aber es kam und kam nicht näher. Zum Ende hin ging es noch einmal ans Klettern. Hier trafen wir auch wieder auf jemanden, der es besser gelassen hätte. Endlich kamen wir an der Wasseraufnahmestelle an. Man muss wirklich genug Wasser mitnehmen. Wenn es richtig heiß ist, will ich die Tour nicht machen.

Eigentlich dachte ich, dass ich damit den schlimmsten Teil hinter mich gebracht hätte, aber dem war nicht so. Es ging gerade so weiter, nur wurde es sandiger, aber nicht weniger steil. An mehreren Stellen konnte man sich jetzt an langen Ketten runterhangeln, sehr spaßig. Wir liefen Kurve um Kurve nach unten, kraxelten und hatten trotzdem Spaß. Unten im Wimbachgries angekommen, einem riesigen Steinefeld im Wimbachtal, hatten wir nur noch ein Ziel:die Wimbachgrieshütte. Hier angekommen, gönnte sich jeder erst einmal zwei Getränke und einen richtig guten Kuchen.

Von hier aus war nur noch der stumpfe Rückweg zu bewältigen gewesen. Rund 8-10km gelatsche durch meistens wenig spannende Wege. Einzig die Bergmassive um uns herum und auch noch einmal der Blick auf die Kette, die wir heute überschritten hatten, hielten uns bei Laune. Wir konnten sogar noch das Biwak am Hocheck, somit unseren Startpunkt sehen. Am Auto angekommen waren wir nur noch glücklich, zufrieden und sehr stolz auf unsere Leistung. Den Abend ließen wir nach einer Dusche, dann bei einem sehr genialen Essen und Bierchen im Biergarten ausklingen.

Was zieht man nach so einer Tour als Fazit? Machen! Ich kann nur sagen, dass es eine tolle, sehr empfehlenswerte Tour war und es mit den Jungs enorm viel Spaß gemacht hat. Jeder der die Voraussetzungen mitbringt, gerne in den Bergen ist, sollte diese Tour machen. Ruhig in zwei Zügen, aber es lohnt sich. Wir hatten natürlich unverschämtes Glück mit dem Wetter.

Dauer/Länge (inkl. Pausen):

14:13 h / 24,0 km

Höchste Wegschwierigkeit :

T5

Aufstieg (Höhenmeter):

2.210 m

Abstieg (Höhenmeter):

2.210 m

Besonderheiten:

Klettersteig A/B,  Kraxeln bis UIAA I+, sehr ausgesetzt