Die Morgenfrische noch mitnehmend, starteten wir am Wanderparkplatz in Mittelberg im wunderschönen Kleinwalsertal. Nach einem kurzen Teil auf dem Asphalt, ging es über in einen geschotterten Güterweg weiter. Die Steigung war noch sehr human, so dass wir uns langsam einlaufen konnten. Der Weg führte in Richtung des Wildentals. Neben uns rauschte der Wildentalbach.
An der Inneren Wiesalpe angekommen, bogen wir nach rechts ab und folgten dem Weg weiter in Richtung der Fluchtalpe. Die Berggipfel um uns herum wurden langsam in das Sonnenlicht getaucht, während wir im Tal noch im Schatten liefen. Ich war darüber aber nicht besonders traurig, da die Luft einfach traumhaft war. Am Himmel war kaum ein Wölkchen und es versprach ein wunderbarer Tag in den Bergen zu werden.
An der Materialseilbahn der Fiderepasshütte wurde aus dem breiten Weg ein schmaler Pfad, der mittels einer Brücke den Bach querte und uns dann immer mehr in schönen, teils steinigen, steilen Kehren nach oben führte. Vor uns sahen wir einen herrlichen Wasserfall und durch das Grün um uns herum war es auch landschaftlich einfach nur schön. Ich lief das erste Mal durch das Wildental und war, egal wo ich hinschaute einfach nur begeistert.
Je höher wir aufstiegen, desto beeindruckender wurden auch die Blicke in den Rückspiegel. Wow! Die Berge am Horizont waren schon in der Sonne. Links von uns war das Massiv der Hammerspitzen zu sehen. Wir kamen auf eine kleine Hochebene, bevor es am Hang entlang leicht abwärts ging. Wir sahen schon den Einstieg zur Kemptner Scharte und über uns das Gipfelkreuz des ersten Ziels.
Am Einstieg angekommen machten wir eine kurze Verschnaufpause. Dann ging es in schottrigen Kehren aufwärts. Teilweise war es schon gut steil, aber weiterhin sehr gut zu laufen. Nach oben hin ging es immer mehr in den Fels hinein und es wurden auch mehr und mehr versicherte Stellen. So ging es gut aufwärts in Richtung des Sattels. Dann kamen wir oben an und quasi aus dem Schatten in das Licht. Wow! War das wieder einmal eine Sicht!
Wir blickten auf die Mindelheimer Hütte und unendlich viele Gipfel. Dann ging es nach links auf einem steinigen, erdigen Pfad aufwärts in Richtung des Kemptner Köpfles. Die letzten Meter waren dann noch einmal etwas kraxeliger und wir standen am Gipfelkreuz. Wir sahen den weiteren Wegverlauf in Richtung des Einstiegs vom Mindelheimer Klettersteig und auch unseren weiteren Weg zur Mindelheimer Hütte.
Nach einem kurzen Aufsaugen der wunderschönen Eindrücke kraxelten wir wieder runter und liefen zurück zum Einstieg in die Scharte. Es ging direkt weiter am Hang entlang zur Hütte. Hier angekommen schauten wir uns kurz um und liefen dann aber auch weiter in Richtung des Geißhorns. Der Weg führte entspannt am Hang entlang und lieferte einfach nur tolle Panorama Blicke. Unterhalb des Angererkopfs entlang spazierten wir bis sich ein Kar vor uns öffnete. Das sah gut steil aus! Fast am Ende hielten wir an und suchten nach dem Weg nach oben. In der Flanke des Bergmassivs war gut ein Pfad zu erkennen. Also ging es los!
Wir liefen noch zwei Kehren weiter nach oben und suchten uns dann den Weg zum Einstieg. Dort angekommen führt uns der schmale, etwas ausgesetzte Pfad nach oben. Er war teilweise gut steil und voller Schotter. Oben an den markanten Felszacken angekommen, eröffnete sich ein toller Blick ins Gemsteltal.
Wir liefen den Weg weiter nach oben und kamen dann an einen breiten Rücken aus Gras und Schotter. Markierungen suchte man hier übrigens vergebens. Nach dem Motto „Steil ist geil“ und „Steiler ist geiler“ ging es nach oben. Hier galt es einfach möglichst entspannt nach oben zu kommen. Wir orientierten uns an den Felsen weiter oben und kamen gut voran. Wir vermieden den Schotter und liefen primär über die gut gestufte Grasfläche. Bei Nässe wollte ich das nicht laufen! Die Waden brannten ordentlich.
Oben angekommen gingen wir um die Felsen herum und sahen das kleine Gipfelkreuz vom Liechelkopf. Auf dem Gipfel hatten wir einen 360-Grad Luxusausblick! Irre! Fotos gemacht, hingesetzt und einfach die Ruhe genossen! Auf dem Nachbargipfel, dem Geißhorn war deutlich mehr los.
Nach einer langen Pause machten wir uns sehr achtsam an den Abstieg. Er lief aber viel besser, als ich es erwartet hatte. Wir hielten uns auch hier primär auf den Grasflächen auf und nahmen nicht den deutlich erkennbaren, steilen, schottrigen Weg rechts von uns. Schnell kamen wir wieder an den Felszacken an und gingen zurück zum eigentlichen Wanderweg. Hier ging es weiter, aufwärts und durch ein kleines Geröllfeld auf den Wildengundkopfsattel. Von hier führte uns der Weg weiter am Hang entlang bis zu einer Abzweigung nach rechts.
Die nahmen wir und kamen auf den Weg auf das Geißhorn. Wir überlegten kurz, ob wir da wirklich Lust drauf hatten, gingen dann aber los. Der Weg führte in der prallen Sonne in steilen Kehren nach oben. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir am Gipfelkreuz an. Der Ausblick entschädigte definitiv für die Quälerei. Der Aufstieg zum Liechelkopf hatte schon ordentlich Körner gekostet. Von hier aus gesehen, sah der Gipfel auch uneinnehmbar aus. Krass!
Nach unten ging es wieder recht zügig. Auf dem Hauptweg angekommen liefen wir weiter in Richtung des Koblat-Passes und von hier aus über eine kleine Hochebene, vorbei am ausgetrockneten Sterzersee über die Passhöhe weiter. Vor uns schauten wir auf den mächtigen Großen Widderstein. Es kam aber nicht wirklich Lust auf den auch noch mitzunehmen. Der Weg ließ uns schön am Hang entlang laufen und lag teilweise im Schatten. Dies war uns sehr willkommen!
Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir an der Oberen Gemstelalpe an. Ich frohlockte schon, dass sie auf hatte, weil ein Schild draußen stand. Aber leider war dies eine Illusion. Also ging es direkt weiter an den Abstieg.
Jetzt wurde es stellenweise etwas kraxeliger. Wir querten den Bach, es gab tolle Wasserfälle und wir liefen, phasenweise sehr gut versichert oberhalb der Schlucht, Klamm. Unter uns rauschte das Wasser. Der Weg war bis auf die wenigen Kraxelstellen und den teilwiese nervigen Schotter gut zu laufen und führte uns abwärts zur Hinteren Gemstelalpe. Diese hatte auch auf!
Nach einer Getränke- und Kuchenpause stand der Endspurt auf dem Programm. Der Rest des Weges führte auf einem breiten Güterweg durch das wunderbare Tal. Neben uns floss der Gemstelbach, der später in die Breitach überging. So zog es sich ein wenig, bis wir den finalen Abzweig nahmen und ein Stück auf der Straße über den Asphalt liefen. Platt, aber happy kamen wir wieder am Auto an!
Fazit: Eine sehr schöne, teils abenteuerliche, kräftezehrende Runde! Gerade für den Liechelkopf sollte man absolut trittsicher und schwindelfrei sein. Aber auch ohne den ist die Runde toll. Das Wildental und das Gemsteltal sind einen Besuch wert. Wenn die Alpen auf haben, hat man ein Überangebot! Ansonsten sollte die Trinkblase gut gefüllt sein. Schön war es!
Dauer/Länge (inkl. Pausen):
9:09h / 20,7km
Höchste Wegschwierigkeit :
T4
Aufstieg (Höhenmeter):
1.650m
Abstieg (Höhenmeter):
1.650m
Besonderheiten:
Teilweise keine Markierungen und sehr steil! Vorsicht bei Nässe!