Von den Schanzen aufs Nebelhorn über den einsamen Grat

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Von den Schanzen aufs Nebelhorn über den einsamen Grat

Nachdem die Kids gestern gleich gesagt hatten, dass sie heute einen Pausentag brauchten, plante ich eine kleine Tour für mich. Ich wollte aber auch etwas machen, bei was ich mit der Bahn herunterfahren konnte. Das Knie sollte etwas geschont werden. Da ich gestern schon den Grat aufs Nebelhorn im Blick hatte, stand die Tour sehr schnell.

Ich schlich mich heute morgen also aus der Wohnung, damit die Damen noch ruhen konnten. Es regte sich auch nichts. Gegen 7:45 Uhr lief ich in Oberstdorf am Parkplatz los. Es war herrlich ruhig und kaum jemand war unterwegs. Ich hatte mir überlegt, dass ich über den Rubigrat und das Gaisalphorn zum Einstieg des Grats wollte.

Die ersten Meter gingen auf Asphalt los und ich lief quasi um das Skistadion herum. So viel Zeit hatte ich noch nie die Schanzen genauer zu betrachten. Es war schon beeindruckend. Direkt nach dem Stadion ging der Weg in den Faltenbachtobelweg über. Ich war wirklich überrascht wie schön der Weg war. Den Tobel werde ich noch einmal mit den Kids gehen. Nach einer kurzen Zeit ging der Weg in den mir bereits bekannten Teil des Tobelwegs über. Es ging ein kurzes Stück über einen breiten, geschotterten Weg, bevor es wieder in einen schmalen Pfad über ging. Kurz vor der unteren Seealpe, bog ich nach links ab.

Erst ging der Weg durch Wiesen in steilen Serpentinen nach oben. Es ergaben sich immer schönere Fernblicke, aber es war auch wirklich anstrengend. Zum Glück merkte ich nicht die Tour vom Vortag. Nach dem kurzen Wiesenstück wurde der Weg, weiter in Serpentinen sandiger und zog sich nach oben. Er schlängelte sich immer wieder durch Latschen hindurch. Es war herrlich! Diese gute Luft, die Ruhe, die Natur und immer wieder kam auch die Sonne durch. So gewann ich recht zügig an Höhe und war schnell an den letzten Kehren, die steiniger wurden und seilversichert waren. Oben auf dem Grat angekommen, hatte ich ein Deja Vu von gestern. Nur ging ich diesmal andersherum in Richtung Gaisalphorn.

Also stiefelte ich los in Richtung des Gipfelkreuzes. Die Sonne schien inzwischen recht ordentlich was mir noch mehr Schweißperlen auf die Stirn trieb. Der Grat an sich war nicht weiter wild. An den ausgesetzten Stellen galt es achtsam zu gehen, aber das machte ich so oder so. Dann kam ich wieder an das kleine schmale Stück, die gestrige Mutprobe für die Kids. Dort ging ich kurz hinüber und nahm schnell die Kletterstelle. Dann ging es die Leiter hoch und kurz danach stand ich am Gipfelkreuz. Und was sollte ich sagen? Ich war alleine! Ok, ich war auch recht früh und überraschend schnell oben. Also setzte ich mich hin und genoss die Stille. Ich blickte einfach in die Ferne und es war traumhaft. Ich hörte wirklich nichts und hatte einen unglaublichen Fernblick! Dazu schien die Sonne in meinen Nacken. Unbeschreiblich! Ich wäre gerne noch länger sitzen geblieben, aber ich hatte ja noch ein anderes Ziel.

Also machte ich mich auf und nahm den Abstieg vom Gaisalphorn in Angriff. Es ging direkt einmal, leicht ausgesetzt um die Ecke und dann in steilen Serpentinen, schottrig bergab. Nachdem ich diese Stellen hinter mich gebracht hatte, ging ich zügig in Richtung Gaißfuß und dem Einstieg des Grats. Es waren immer noch wenige Leute unterwegs.

Der Grat war ein unmarkierter Weg, der Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzt. Zum Einstieg kraxelte ich über ein paar Zacken. Diese waren aber nicht weiter wild. Der Grat war von der Schwierigkeit maximal im Bereich I+ anzusiedeln. Von dort an ging es einen kurzen Stich hinauf, bei dem ich schon meine Hände einsetzte. Der Weg war am Anfang noch nicht so deutlich zu erkennen. Da ich mich schon häufiger im weglosen Gelände bewegt hatte, klappte es aber ganz gut. Es gab aber auch immer wieder Abschnitte, die einen klar sichtbaren Weg zeigten. In einem stetigen auf und ab zog sich der Gratweg in Richtung des Nebelhorn Gipfels. Ich war komplett alleine unterwegs, während der normale Wanderweg unter mir reichlich bevölkert war und auch auf dem Gipfel war ordentlich etwas los.

Der Weg war definitiv kein normaler Wanderweg. Ich kam dem Ziel immer näher und war dann auch froh, als ich am Gipfelkreuz des Nebelhorns stand. Ok, nicht wirklich! Es war dermaßen voll, dass einem die Laune verging. Nach der herrliche Ruhe war dies ein echter Schock. Eigentlich wollte ich noch etwas trinken, aber es packte mich und ich ging über den Grat vom Gipfel zum Höfats Blick hinab. Da dort eine Freundin wartete, konnte ich schon die Bestellung für die obligatorische Holunderschorle aufgeben. Dazu gab es noch ein Wiedersehen mit einer lieben, ehemaligen Kollegin. Später ging es nur noch mit der Bahn hinab und zurück zu den Kids.

Fazit: Der Weg über den Grat zum Nebelhorn ist wesentlich schöner, da er ruhiger ist als die Normalwege. Wenn man die entsprechenden Fertigkeiten mitbringt, ist er auch halb so wild. Ich habe es sehr genossen! (Der Weg vom Gipfel zum Höfats Blick ist nicht in den Zahlen enthalten!)

Dauer/Länge (inkl. Pausen):

3:52 h / 8,04 km

Höchste Wegschwierigkeit :

T4

Aufstieg (Höhenmeter):

1.480 m

Abstieg (Höhenmeter):

150 m

Besonderheiten:

Kraxelstellen und eine Leiter sind zu überwinden!